Alkohol und Rauschgift gehören für mich zu den schlimmsten Dingen, die wir Menschen je erfunden haben. Also lasst mich euch Geschichten von Übergriffigkeit erzählen. Sie sind aus meinen persönlichen Beziehungen – bruchstückhaft, durcheinander, so wie sie mir in den Sinn kommen. Trauma ist nicht linear. Das wird kein Spaziergang, sondern ein Herumstolpern. Lest das nur, wenn ihr es gerade abkönnt.
⚠️ Hier einige Triggerwarnungen ⚠️
Missbrauchserfahrungen, übergriffiges Verhalten, Alkohol- und Drogenkonsum (eigene und fremde), psychische Gewalt, Suizidgedanken, Kindeswohlgefährdung, toxische Beziehungen, familiäre Konflikte, emotionale Vernachlässigung, retraumatisierende Situationen, sexualisierte Gewalt, klinische Erfahrungen, Kink-Community-Erfahrungen mit Substanzgebrauch
2017 – Wir heiraten. Allein. Nur meine beste Freundin durfte dabei sein. Meine Arbeitskolleg:innen tauchen vor dem Standesamt auf. Sie haben dort angerufen, um herauszufinden, wann wir vor Ort sein würden. Wie übergriffig. Sie haben einen Kuchen, Sekt und Gläser dabei, obwohl sie wissen, dass ich Alkohol und Lebensmittel als Geschenke nicht will. Ich bin perplex und weiß überhaupt nicht, wie ich reagieren soll. Sie bringen mich dazu, wenigstens für das Foto ein Glas zu halten. Mein Mann soll doch einfach den Rest dann trinken.
2005 – Mein zweiter richtiger Freund. Wir haben uns über das Internet kennengelernt. Ich glaube ihm jedes Wort. Erst viel später erfahre ich, dass er magersüchtig ist und so ziemlich jede Sorte Drogen konsumiert. Ich bekomme es sogar als Video zugeschickt. Ich sehe, wie er erbärmlich herumtorkelt und die Dorfkinder um ihn herum lachen.
2020 – Ich frage meinen leiblichen Vater, meinen Bruder und meine Mutter darüber aus, was der Mann, der im Herzen mein Vater ist, für ein Mensch sei. Ich will herausfinden, ob ich ihn treffen möchte. Mein Ziel ist Veränderung in mir, sonst nichts. Mir werden Bilder erzählt, vom "Quartalssäufer", einer Familie, die grundsätzlich ein Problem mit Alkohol hatte und einer im Leben gescheiterten Figur. Meine Mutter will mich wieder davon abhalten, ihn zu suchen, während sie gleichzeitig so tut, als hätte sie das nie verhindert.
2007 – Ich bin 18 Jahre alt und sitze neben dem Chef meiner Mutter im Auto auf dem Beifahrersitz. Er ist ein ekliger, kleiner, ungepflegter Mann. Er hat getrunken und fährt trotzdem.
Wir haben kaum Geld zum Leben und er steckt mir immer Scheine zu. So kann ich meine Partnerin, die 400 km entfernt wohnt, besuchen. Wir sind öfter gemeinsam mit ihm auf Events. Meine Mutter steigt gerade aus dem Auto, da küsst er mich auf den Mund. Er stinkt nach Alkohol.
Ich sage nichts. Nur meiner Partnerin erzählte ich später davon. Sie ist außer sich und will von mir, dass ich bei irgendeiner Schutzorganisation anrufe. Ich hatte eher das Gefühl, dass ich es provoziert habe. Meine Mutter fragt mich irgendwann, wieso ich sie nicht mehr begleiten will. Ich habe es also erzählt. Sie war sauer und hat ihn konfrontiert. Wie es ausging weiß ich nicht.
2015 – Meine Bekanntschaft erzählt mir davon, dass er und seine Partnerin auch schon mal harte Drogen ausprobiert haben, um eine Psycho-BDSM-Session zu veranstalten. Er spricht davon, dass sie wohl aus dem Fenster fliehen wollte. Ich finde diese Seite an ihm interessant, also dieser volle Einsatz für das Spiel, kann dem Drogenkonsum trotzdem nichts abgewinnen. Ich finde es schade, dass Menschen nichts ohne Rauschgift zustande bringen.
2009 – Ich bin arbeitslos wegen völliger Erschöpfung vom Leben. Meine Partnerin kauft Poppers und wir probieren es aus. Irgendwie werde ich so arg süchtig danach, dass sich mein Nasenloch entzündet. Dann höre ich damit wieder auf.
2018 – Ich entschließe mich in der Werbeagentur Kante zu zeigen und nicht länger Werbung für Alkohol zu machen. Meine Arbeitskollegin erinnert mich daran, dass ich doch mal einen Caipirinha auf der Hauseinweihung getrunken habe. Ich habe auf der Stelle Suizidgedanken und will nur noch nach Hause fliehen. Ich kann nicht mehr atmen. Die Tränen laufen herunter.
2016 – Mein Mann hat noch Bier in seiner kleinen Wohnung und trinkt es nichtsahnend, als ich gerade die Wäsche mache. Etwas später will er mich küssen. Ich rieche den Alkohol. Instinktiv stoße ich ihn weg und sage laut “nein” und bin völlig verängstigt. Er ist sauer und versteht nicht, was los ist. Er fühlt sich abgelehnt. Meine Emotion hat keinen Platz.
2009 – Ich bin verzweifelt, weil ich die verbalen Ausraster und gewalttätigen Angriffe meiner Partnerin nicht mehr aushalte. Sie ist auch suizidal und erzählt mir immer wieder davon. Deshalb suche ich ihre Dealerin auf und hole Gras für sie. Der Verkauf findet in einer kleinen Mietwohnung mit dem Klingelschild “Vogel” im Dortmunder Norden statt. Ich fülle ihren Schreibtisch regelmäßig auf. Irgendwann reden wir darüber und sie hat sich wirklich gewundert. Hatte sie denn echt geglaubt, das sei einer Zauberschublade oder was?
2014 – Wir sind nach einer Anime-Convention in einem Hotel und machen noch Fotos von meinem Partner. Er trägt einen Fursuit. Eine betrunkene Frau mit Uma Thurman aus “Pulp Fiction"-Look kommt zu uns und will ein Foto mit ihm. Er ist recht groß und mit dem Suit nochmal um einiges größer. Sie schmeißt sich richtig an ihn ran und fragt uns, ob das Kostüm so ein Sexding sei. Er berichtet wahrheitsgemäß, dass er asexuell ist.
2012 – Ich versuche für eine Therapie, meine Kindheit irgendwie zusammenzutragen und logisch anzuordnen. Meine Mutter erzählt mir davon, dass ich als Baby unbetreut in der Wohnung herumgekrabbelt bin und fast vom Balkon gefallen wäre, weil ihr Partner betrunken geschlafen habe. Sie erzählt, wie sie ihn bei den ersten Malen ins Bett getragen und ausgezogen hat. Dann hat sie ihn zumindest in den Sessel geschleppt und mit einer Decke zugedeckt. Irgendwann ließ sie ihn nur noch auf dem Boden liegen.
2006 – Ich habe eine Partnerin, die am Wochenende trinkt und die Woche über kifft, um mit ihren psychischen Gegebenheiten zurechtzukommen. Am Anfang der Beziehung wusste ich davon nichts. Ich habe gar nicht verstanden, dass der Mensch, mit dem ich mich abends unterhalten habe, ein anderer ist als der am nächsten Morgen. Ich fühle mich belogen.
Ich bin gerade in den Schulferien bei ihr. Es ist nachts und ich schlafe. Sie kommt betrunken von einer Feier zurück, zu der ich nicht mit wollte und versucht, mich mit einem Kissen zu ersticken. Sie faselt darüber, dass sie gerade eine Stunde mit einem Freund im Auto saß und geredet hat. Sie hat Angst davor, was passiert, wenn ich zu ihr ziehe und wie sie das in Zukunft einschränken wird. Ich verstehe überhaupt nicht, was los ist.
2024 – Wir sitzen zu dritt auf einer Decke in einem Park. Ein Typ kommt aus seinem Zelt auf uns zu und spricht uns auf gebrochenem Englisch an. Er sagt der Person neben mir, dass sie eine unglaubliche Schönheit sei und ob sie eine Zigarette hätte. Sie verneint und bittet ihn zu gehen. Auf Deutsch. Die NB-Person neben mir bittet ihn auch zu gehen. Während wir sitzen, towert er so über uns. Er schwafelt immer weiter, wie schön sie sei.
Erst als ich meine Stimme erhebe, wird er sauer. Er fragt, was ich Homo (also schwuler Mann) ihn jetzt anmachen würde. Die Schönheit springt sofort vom Boden in einer deeskalierenden Haltung auf und bittet uns, dass wir gehen. Das NB und ich waren auf 180 und hätten ihn lieber verprügelt, als unseren Platz aufzugeben. Sie sagt uns, dass er so dicht ist, dass diskutieren keinen Zweck hätte. Er ruft uns nach, dass wir uns aus seinem Garten verpissen sollen.
2009 – Ich habe ein Praktikum und wir geraten irgendwie auf das Thema Drogen. Meine Meinung ist strikt dagegen. Der Praktikumsleiter sagt zu mir, dass ich Menschen doch keinen Rausch verbieten kann. Ich finde schon. Zumindest dann, wenn das in meiner Nähe stattfindet und ich mich nicht entziehen kann.
2013 – Mein Partner erzählt mir, dass sein Vater ihn betrunken als Kind aufs Übelste verprügelt hat. Das ging so weit, dass sogar ein Zahn abgebrochen ist. Ich bin fassungslos und voller Wut. Ich will nichts mehr, als diesen Partner vor allen Übeln dieser Welt zu schützen.
Ich habe Hochachtung davor, dass er überhaupt noch mit seinem Vater spricht und bin gleichzeitig enttäuscht, dass seine Mutter so lange gebraucht hat, bis sie aus der Situation geflohen ist. Das gelang auch nur, weil sein Vater zu Verwandten verreist war. Sie hat die Kinder genommen und ist zu ihrem neuen Freund. Die Nachbarn, oder seine Freunde, haben die Hausflucht gesehen und ihn daraufhin angerufen. Er kam so schnell es ging aus dem Osten zurück. Ich will mir nicht vorstellen, wie bedrohlich er daraufhin ausgerastet ist.
2020 – Ich spreche einen BDSM-Party-Veranstalter auf den Willkommenssekt an. Er meint, dass das ja voll okay sei und davon ja keiner betrunken würde. Ein paar Wochen später sehe ich Fotos der Privatpartys, wo zig Flaschen harter Alkohol auf der Anrichte stehen und denke, “zum Glück bist zu da nicht hin”.
2009 – Meine Partnerin sucht immer noch nach irgendeinem Rauschmittel, das mir gefallen könnte und schleppt eine Shisha an. Irgendwie sind ihr Rauschmittel echt wichtig? Oder sie erträgt auch meine Depressionen nicht mehr. Mir wird von dem Kirschrauch speiübel. Wir verbringen die ganze Nacht im Bett mit dieser Übelkeit. Ohne Schlaf gehe ich am Morgen in die Berufsausbildungsschule. Ich kann noch heute keinen Shisharauch mehr riechen.
2021 – Ich habe den Mann ausfindig gemacht, der im Herzen mein Vater ist. Wir haben ein Telefonat per Whatsapp ausgemacht. Die Zeit vergeht und er ruft nicht an.
Ich hatte ihn durch seine Nichte aufgespürt. Ich frage bei ihr nach und so telefoniere ich stattdessen mit ihr für eine Stunde. Ich weiß, dass er sicher betrunken eingeschlafen ist. Er hat die Emotionen, sein Kind nach über 20 Jahren wieder zu hören, sicher nicht ausgehalten und musste das irgendwie regulieren. Ich hatte schon damit gerechnet, dürfte enttäuscht sein, doch mein Wunsch einer Wiedervereinigung ist einfach größer. Also habe ich Verständnis.
2007 – Ich sitze im Biologieunterricht und muss weinen, weil ich die Schilderungen zu Drogen nicht ertragen kann. Ich bin voller Wut und Verzweiflung, weil ich durch meine Partnerin da irgendwie reingerutscht bin.
2015 – Ich bin für sechs Wochen in der Psychosomatik, wegen einem dicken Burnout. Dort lerne ich jemanden kennen, der auch BDSMler ist und wundervoll schreiben kann. Wir unterhalten uns ständig. Er hat viel Spaß daran mich zu teasen. Es ist meine erste Woche und ich beginne mich auf ihn zu fixieren. Am Wochenende hatte er Heimgang, dort konsumierte er Drogen. Ich gebe mir die Schuld dafür. Schließlich sagte er, dass er sich super gut gefühlt habe und das noch steigern wollte. Ich dachte mir, dass das aufgrund unserer Gespräche passiert ist, dass sie ihn aufgemuntert haben. Und dass er sich selbst sabotiert.
“Wieder jemand, der mich verlässt”, dachte ich, als er aus der Klinik geworfen wurde.
2024 – Es ist Hochsommer und ich sitze draußen bei einer Kink-Party. Eine Person dreht sich einen Joint und fragt, ob es okay ist, den zu rauchen. Ich sage, “kein Ding, ich gehe einfach woanders hin”. Die Person sagt, dass ich sitzen bleiben soll und geht weiter raus in den Garten zu den anderen Personen, die auch Gras rauchen.
2009 – Ich bin mit meiner Partnerin auf einer Zweck-Hochzeit. Eine befreundete krebskranke Sexarbeiterin heiratet einen Kolumbianer, schenkt ihm die Staatsbürgerschaft, er ihr dafür Geld, damit sie die hohen Gesundheitskosten tragen kann. Diese Freundin hat allen erzählt, dass ich trans sei und wie toll sie das findet. Zu dem Zeitpunkt weiß ich das noch nicht und gehe einfach als Mann zur Feier. Ein Typ mit Freundin im Schlepptau redet mit mir darüber, wie glücklich er sich schätzt, dass sie bisexuell sei und mit ihm zusammen ist. Er versucht mich zu einem Vierer zu überreden und dazu zu bringen, zuzugeben, dass ich trans bin.
Überall werden Drogen konsumiert. Ich sage schroff zu einem Typ, dass er seinen Dampf nicht in mein Gesicht pusten soll. Er sagt: “Was bist du denn für ein Kackvogel?".
Ich entschließe mich, vor die Tür zu gehen und frage mich, ob ich wohl einfach die Polizei rufen könnte. Da kommt meine Freundin nach und fragt mich, wieso ich sie immer blamieren müsse. Sie hat diese unechten Minitränen in den Augenwinkeln. Ich knicke ein und entschuldige mich drinnen für mein Verhalten. Sie hingegen erzählt mir stolz, dass hinten gekokst wird und sie gar kein Verlangen hatte, es zu testen, obwohl es ihr angeboten wurde.
2019 – Meine beste Freundin besucht mich. Es ist Abend und wir ruhen uns vom Tag aus. Ich bekomme Sprachnachrichten von meinem Partner. Er hat die Musik vom Event aufgenommen. Er ist betrunken und sagt mir, wie sehr er mich vermisst. Er möchte teilen, wie toll es dort ist. Ich friere ein, kann nicht mehr sprechen. Ich bin völlig verängstigt.
Tage später sage ich ihm, dass ich ihm nicht verbieten will zu trinken, ich aber nicht mehr möchte, dass er mich dann kontaktiert. Keine Sprachnachrichten, keine Texte. Und ich möchte auch nicht, dass er nach Hause kommt, wenn er getrunken hat.
2008 – Ich versuche irgendwie mit der Angst bezüglich des Drogenkonsums meiner Freundin klarzukommen. Mittlerweile triggert mich selbst das Wühlen in ihren endlos chaotischen Schubladen oder das Klicken des Feuerzeuges, das ich durch zwei geschlossene Türen hören kann. Irgendwie kommen wir, oder ich, darauf, dass ich doch Gras einfach mal ausprobieren soll, um zu merken, dass das gar nicht so schlimm sei. Okay, ich mache das, während sie eine Freundin besucht. Als sie zurückkommt, bin ich recht gut gelaunt, aber mir ist auch übel. Ich erbreche die Brownies, die sie für mich gebacken hatte, auf den Fußboden. Sie ist wütend, weil sie es nun aufputzen muss.
2005 – Ich will zusammen mit meiner Mutter meinen damals im Internet kennengelernten Boyfriend vom Bahnhof abholen. Wir sind also mitten am Tag in Leipzig. Es scheint Fußball zu sein. Ein betrunkener, aber sehr gut aussehender Hooligan stapft auf uns zu und fragt, was ich denn für eine Stunde kosten würde. Ich bin gerade erst 16 Jahre alt.
Wenig später kommt mein Freund an. Er ist erheblich kleiner, dünner und unattraktiver, als er sich in den selbst für den damaligen Standard schlecht retuschierten Fotos dargestellt hat. Er wirkt süchtig. Meine Mutter und ich sind uns später einig, dass ich den Hooligan hätte mitnehmen sollen.
2025 – Der Mann, der Vater in meinem Herzen ist, schreibt mir öfters und möchte telefonieren. Ich weiß, dass er immer noch depressiv ist und nichts dagegen tut. Ich weiß, dass er immer noch trinkt. Ich habe keine Lust mehr, ihn aufzubauen und ein kleines Antidepressiva zu sein, wie ich es als Kind war.
2016 – Ich habe mich in einen neuen Menschen verliebt, der mich aus einer sexlosen Zeit herausgeholt hat. Als ich ihn in seiner schmutzigen, kleinen Absteige besuche, sehe ich die Drogen auf dem Tisch. “Nicht schon wieder”, denke ich. Er bemerkt meine Reaktion. Er sagt, dass er rückfällig geworden sei wegen der Depression, das aber jetzt ja nicht mehr bräuchte, denn er hätte ja mich.
2004 – Ich sehe die von Alkohol und Drogen triefenden Teeniefilme dieser Zeit. Ich finde das alles irgendwie lustig. Es belastet mich nicht.
2008 – Mein Bruder heiratet. Er ist immer noch mein großer Held. Doch er hat getrunken. Ich sehe ihn zum ersten Mal in meinem Leben torkeln. Ein Schock für mein System. Er erzählt mir, dass er öfter im Swingerclub gewesen ist, wenn er XYZ gesagt hat. Ich lache und weise ihn darauf hin, dass das alle in der Familie wissen und sein Sexleben kein Geheimnis ist. Den Anblick werde ich trotzdem nie loswerden.
2025 – Mein Mann studiert jetzt Elektrotechnik und geht zu vielen Veranstaltungen. Ich spreche ihn nochmal auf die Grundregeln in Sachen Alkohol an, die wir festgehalten haben. Er gibt zu, dass er das völlig vergessen hat. Ich bin enttäuscht, aber nicht verwundert.
2022 – Ich bin auf einem kinky Outdoor-Event und wir haben eine Session im Wald. Es ist sehr laut und intensiv geworden. Bei der Aftercare kommt jemand hinzu und fragt uns erwartungsvoll, ob wir hier Drogen nehmen würden. Ich sage nichts, bin aber stinkwütend, weil mein Kink absolut nur auf körpereigenen Drogen basiert. Ich gehe mich umziehen.
2025 – Egal in welcher Stadt, welcher Straße und zu welcher Tageszeit ich spazieren gehe: Es riecht nach Gras. Ich kann selbst die Fenster zum Schlafzimmer nicht mehr offen lassen, da der Geruch auch von den anderen Balkonen kommt. Die Grenzen anderer Menschen sind bedeutungslos geworden.
Soviel zu eigenen kleinen Geschichten.
Insgesamt habe ich in FÜNF meiner Beziehungen Rauschgift ignoriert und es hat mir massiv geschadet. All diese Erlebnisse beklemmen mich immer noch. Ich habe immer wieder gedacht, dass es irgendwie okay sei. Ich dachte, dass meine Partnerpersonen sich eben selbst medikamentieren, statt Psychopharmaka zu nehmen. Ich hatte Verständnis und zu viel Angst, ohne sie zu sein. Angst, die vielen Lügen anzusprechen.
Aber es ist nicht okay. Es ist für mich absolut schmerzvoll gewesen. Ich möchte das für meinen Beziehungskreis nicht mehr. Nie mehr. Da ziehe ich eine harte Grenze.
Was ich mir von diesem Post erhoffe, ist, dass ihr mich meidet. Meidet mich, wenn ihr konsumiert. Ich möchte mich nicht mehr verlieben, nicht mehr verfreundschaften, um dann wieder verletzt zu werden.
In stiller Traurigkeit über Menschen
Doppelwertig