Rein ins Vergnügen
Dieser Blog brennt mir jetzt seit einiger Zeit unter den Nägeln und ich wusste nicht so recht, ob ich ihn zu Papier bringen möchte. Aber die vergangene Swingerparty hat mir das letzte bisschen Zündstoff für meine Gedanken geliefert. Also legen wir los, indem ich mich erstmal vorstelle:
Hallo, ich bin Doppelwertig, das nicht-binäre Zauberwesen und derzeit 35 Jahre alt. Meine Sexualität könnt ihr als pansexuell verbuchen, mit einer Liebe für Maskulinitäten gekoppelt mit dem Hang zu Vulven. Bedeutet, dass ich manchmal in einer richtigen Zwickmühle stecke: Zum einen fahre ich total auf Männer ab, finde Penisse aber nur so semi interessant. Mal ganz zu schweigen von cis männlichem Gehabe. Feminine Dominanz hingegen ist für mich ein absoluter Abtörner und nur hübsch anzusehen. Personen, die mich anmachen sind also zumeist trans Männer oder auch nicht-binär, androgyn oder anderweitig bunt.
In einer Welt aus ängstlich ihre Heterosexualität verteidigenden Menschen habe ich es schwer (m)einen Platz zu finden. Die cis Männer, die mich interessant finden, wollen zu Hauf einfach irgendetwas in ihren Hintern gestopft haben, was mir mittlerweile nur ein müdes Lächeln abringt.
So suche ich außerhalb meiner Primärbeziehung eher den Zauber dessen, was zwischen einer ersten Begegnung und der Ohnmacht nach einer hochenergetischen Session liegen kann. In einfach Worten – alles außer penetrativer Sex. Ausschließen tue ich diesen natürlich nicht. Garniert ihn mir nur mit genug Glitzer – wenn ihr versteht, was ich meine?
Ein Einblick in die Clubkultur
Lasst mich zu Beginn dieses doch recht persönlich werdenden Blogs einen Blick auf jene Klischees werfen, die so viele Personen von einem Swingerclubbesuch Abstand nehmen lassen.
Einlass – mach dich locker
Es beginnt bei der Einlass-Monetarisierung: Herren zahlen an die 100 €, Frauen oft so gut wie nichts. Als hetero Paar zahlt man die Hälfte von beiden Eintritten. Bei trans Personen habe ich schon ganz wilde Preise gesehen und komplette Erklärungen, was jetzt eine trans Frau, was Damenwäscheträger und was Crossdresser seien und welcher Preis dann zu zahlen ist. Als queere Person mit trans Hintergrund empfinde ich das als ekelhaft. Da sind mir Clubs, die alle Personen gleich behandeln lieber. Solche, die es dem Kitkatclub in Berlin gleich machen und eine Familien-Atmosphäre erzeugen wollen.
Weiter geht es bei den Begrüßungsdrinks. Im letzten Club wurden wir mit den Worten "Begrüßungsschnaps?" angesprochen, wobei es sich um Jägermeister und Amaretto handelte. Wow. Full stop. Dieses Vorglühen, also die ersten zwei Stunden einer Swingerparty mit Mut antrinken zu verbringen, scheint dazuzugehören. Wenn ich mich erst besaufen muss, um mich in einem Club wohlzufühlen, sollte ich dann dort sein? Ich bezweifle es. Richtiger Genuss funktioniert für mich jederzeit und ich muss mich nicht erst stundenlang in Stimmung bringen.
Auch wissen die meisten Clubs um ihr Klientel und lassen weiterhin das Rauchen zu. Sehr unangenehm für mich. Ja, nennt mich Moralapostel, aber ich möchte gerne selbst entscheiden, was in meinen Körper darf. Und das gilt auch für Suchtmittel wie Nikotin 😉
Des Weiteren sind Alkohol/Drogen ein absolutes Ausschlusskriterium für Kontakt mit mir. Personen unter Rauschgift können mir keinen Konsens für irgendwelche Handlungen geben und sind unberechenbar. Im privaten Rahmen könnt ihr wirklich spielen, wie ihr wollt, aber ich bin raus. Menschen unter ihren körpereigenen Drogen sind wunderbar und schwierig genug zugleich. Eine gute Session macht so high, dass der freie Fall danach schlimm sein kann. Mehr braucht es in einem Club gar nicht.
Kleider machen Leute
Lasst uns von meinem persönlichen Feldzug gegen Rauschgift weitergehen zum Thema Kleidung: Viele rollen die Augen bei Boxershorts und Badelatschen als Club-Outfit, was weithin keine Seltenheit ist. Wenn du dort bist um Sex zu haben, dann willst du die Klamotten halt auch schnell loswerden. Soweit klar. Als Kleidungsfetischist muss ich aber sagen, dass ich das meiste Zeug passend zur Party wähle und entweder anlassen kann oder gegenseitiges Entkleiden einbaue. Aber gut, manchmal soll es eben schnell gehen.
Viele Clubs erstellen mittlerweile Kleidungsvorschriften für bestimmte Partymottos, was ich sehr begrüße. So sollen auch mehr junge Leute angezogen werden. Das funktioniert. Auch wenn ich bei einer kürzlichen Uniform-Party richtig enttäuscht war, als es dann eher Karneval glich, als einem wirklichen Uniformfetischabend. Billige Kostümchen, betrunkene Menschen – schade eigentlich!
Natürlich gibt es auch FKK-Partys, etwas, das mir ganz suspekt ist. Nacktheit ist für mich so natürlich, dass sie mich gar nicht reizt. Ich liebe Saunieren und nacktes Schwimmen, das will ich nicht sexualisieren. Mal abgesehen von dem ganzen Körperflüssigkeitencocktail. Da mache ich einen absoluten Bogen drum.
Die unbequeme Wahrheit
Vielleicht ist das auch ein guter Zeitpunkt um Krankheiten und Verhütung anzusprechen. Es ist ein großes Thema, über das sich totgeschwiegen wird.
Ein Großteil der (älteren) Swinger und Polymenschen sind mit HPV infiziert und geben es munter weiter, da es auch fast unmöglich ist, das nicht zu tun. Was aber genauso für monogames Datingverhalten gilt. Also: no shame here. Super viele monogame Dating-Menschen haben Sex ohne Kondom oder lassen sich nicht testen, bevor sie die Dinger in der fest gewordenen Beziehung weglassen.
Die HPV-Impfung ist leider erst sehr spät ausgerollt worden und meine Generation ist auch nicht flächendeckend versorgt. Die Kampagnen werben immer noch nur mit Krebs anstatt von den juckenden Warzen zu sprechen, die du vielleicht nie mehr los wirst, auch wenn du dich nachträglich impfen lässt. Wäre eine wirkungsvollere Kampagne, aber Gott bewahre wir denken daran, dass unsere Kinder auch mal (sehr schnell) Sex haben werden – nee nee. Aber ich schweife ab.
Über Krankheiten wird in der Szene sehr selten gesprochen, dabei sind sie überall. In Clubs reicht man sich natürlich keine frischen Testergebnisse rüber. Das langweilt ja nur. Warzen siehst du nicht, da es viel zu dunkel ist.
Und dann gehen Helga und Heinz munter den nächsten Tag zum Blutspenden, während queere Menschen, die eine Pussy nicht ohne Handschuhe anfassen würden, gleich mal davon ausgeschlossen werden. Da klinge ich schon richtig verbittert, was?
Mehr als Kondome und Haushaltsrollen liegen in den Swingerclubs nicht aus. Gute Clubs, wo auch BDSM praktiziert wird, haben auch noch Desinfektionsmittel im Angebot. Weiße Handtücher sind immer ein gutes Zeichen für Kochwäsche. Sind sie kräftig bunt und extra flauschig, kann man skeptisch werden. Aber genug der unbequemen Hygiene-Details.
Waidmannsheil
Wenn sich Frauen* dann doch mal in einen Club getraut haben, lässt sich immer ein bestimmtes Schauspiel beobachten: Eine Traube von Single Männern verfolgt sie durch den Club. Je kleiner die Anzahl von Personen, desto schlimmer wird die Verfolgungsjagd. Du musst eben schnell sein, wenn du eine Chance haben willst. Irgendwo ein Egoboost – am I right? Mann, ich muss ja wohl das hübscheste Wesen auf dem Planeten sein, wenn mich so viele verfolgen! Oder eben einfach da.
Um den Club nicht völlig damenlos zu lassen, werden auch häufig Sexarbeiterinnen gebucht, die dort für ein Honorar ihren Abend verbringen. Diese haben dann oft ein Profil auf gängigen Plattformen und locken so Herren an. Eigentlich ein echt gutes Konzept. Gerade für Clubs, die jeden Tag offen haben, ein lohnendes Geschäft.
Ich muss allerdings sagen, dass der Eintrittspreis für die geringe Chance auf Erfolg bei einem leeren Club eher zu hoch ist. Da würde ich lieber die Dienstleistung einer Sexarbeiterin in Anspruch nehmen oder ein Bordell besuchen. Ist effektiver und weniger frustrierend.
Denn es ist nicht so einfach Kontakt aufzunehmen, während sich potentielle Weibchen* im Barbereich aufhalten – dann lieber hinterher laufen und ohne viel reden auf einer der Spielwiesen ran. So muss die betreffende passive Person dann schon viel Toleranz mitbringen oder gut in der Kommunikation sein, um genau das zu bekommen, was sie braucht. Aber hey, viele Menschen sind da sicher weniger kompliziert und traumatisiert als ich.
Oder ist vielleicht das der Grund, warum Swingerclubs immer unbeliebter werden und sexpositive Partys mit einer meterdicken Konsenskultur der letzte Schrei sind?
Beim Swingen gibt es eben selten Gespräche, die wir von queeren Partys gewöhnt sind. Und ich meine damit keinen “langweiligen Smalltalk”. Es geht um Körper und Konsens: Wo möchtest du wie angefasst werden? Was sind deine Tabuzonen? Möchtest du etwas bestimmtes erleben? Was triggert dich und wie sieht es aus, wenn du abstürzt? Ich würde dich gerne da und da berühren, ist das okay? Welche Spielarten magst du? Und so weiter…Mich interessiert nicht das Wetter oder was du beruflich machst. Lass uns überprüfen, ob das mit uns auf der Play-Ebene passt.
Tja, ist ja ein Swingerclub – da geht doch jeder davon aus, dass dort sein sagt “mit dir ist alles möglich” oder nicht? Hier gilt es jedenfalls, Grenzen gut abzustecken. Kudos an alle, die gut darin sind, ohne gleich wütend zu werden oder zu dissoziieren (sprich: ihren Körper zu verlassen).
Auf die Ausstattung und den Look kommt es an
Viele Clubs machen sich auch die Mühe, ein Thema umzusetzen. Oft sehr liebevoll. Das will ich auf jeden Fall würdigen. Es muss schon echt anstrengend sein, einen Club halbwegs sauber zu halten. Überall gibt es Handtücher und Wäschesammler. Super!
Ein persönliches Unding sind für mich die Spielwiesen. Das Konzept eines mit Leder ausgepolsterten flachen Raums, in dem ich nur kriechen kann, sagt mir gar nicht zu. Von jeder Seite aus können Personen dazu kommen, soweit ja auch der Plan. Jemanden abzulehnen ist gar nicht so einfach. Im Swingerclub lässt man dann ggf. doch mehr Menschen zu, als man in das heimische Schlafzimmer gelassen hätte. Als Partner einer Frau* ist man dann doch irgendwie dauernd der Aufpasser. Anstrengender Job, aber wem es Spaß macht, darf das natürlich gerne genießen. Es gibt genug Paare, die es lieben.
Auf den Spielwiesen bzw. in den Spielräumen sind vielfach auch keine Getränke erlaubt. Ich war baff, als ich vom Personal auf mein Glas Wasser angesprochen wurde. Was soll ich denn bitte tun, wenn mir beim Spielen jemand abstürzt? Flüssigkeit gehört zu den ersten Auffangmitteln. Da renne ich bestimmt nicht mal eben zur überfüllten Bar! Das hat mich dazu alarmiert, ab jetzt immer eine kleine Wasserflasche in meiner Spieltasche zu lagern.
Schön finde ich Clubs mit einer großen Anzahl von Separees, wo sich auch mal zu zweit oder dritt zurückgezogen werden kann. Zu oft habe ich aber schon gelesen, dass sich gerade bei Kabinen ungebetene Gäste hinzugemogelt haben, Türen aufgemacht oder Körperteile entgegengehalten worden, ohne das Interesse bestand. Es klingt anstrengend, alles abzulehnen und mit sich selbst binnen Sekunden verhandeln zu müssen, wie mit der Situation umzugehen ist.
Auch darf das Essen im Club nicht fehlen. Es wird erwartet, dass man für den Eintrittspreis verköstigt wird. Es gibt große Buffets mit Küchenpersonal und einen eigenen Essbereich. Der wird die ersten Stunden des Events auch mehr als ausgiebig genutzt. Es ist fast so, als würden Viele den Club eher für das so hoch gelobte “frivole Ausgehen” besuchen, als für den Sex.
Das gibt es also auch, denn fast jeder Club hat eine Bar mit Tanzfläche. Musik ist ein absolutes Streitthema und wer da nicht gut im Ausblenden ungeliebter Musik ist, fällt schnell raus. Party-Schlager und Salsa-Rhythmen gefallen eben nicht allen (mich eingeschlossen – gebt mir Rock, Gothic oder Metal 🤘). Da ist aber gerade richtig was im Wandel, denn immer öfter gibt es auch Veranstaltungen, die rockigere Themen bieten und diese mit BDSM verknüpfen.
Der perfekte Club
Nun habe ich einigermaßen vom Leder gezogen. Dann will ich euch aber auch verraten, wie mein perfekter Club aussehen würde.
Fangen wir vorne an mit den Basics:
- Eintritt für alle Personen gleich.
- Absolutes Drogen- und Alkoholverbot. Keine alkoholischen Welcome-Drinks.
- Doorbitch für die Outfitkontrolle
- Ein Awareness-Team in Form von FLINTAs, das rumgeht und ständig die Lage checkt.
- Es braucht auch Security für den Notfall, denn cis Männer will ich in meinem perfekten Club nicht ausschließen. Da kann es aber auch schon mal zu Meinungsverschiedenheiten kommen.
Verschiedene Bereiche mit unterschiedlich lauter Musik wären cool, sodass Reden, Play und Tanzen möglich sind. Da gibt es in Deutschland schon echt coole Konzepte in Kombiclubs, die nicht nur für Swinger konzipiert sind.
Veranstaltungen mit Motto sind mega. Dazu dann auch passend ein Dresscode.
Vom Licht her muss es beides geben: Räume mit warmem Licht, in denen risikoärmer gespielt werden kann (BDSM ist ja immer Risiko blabla) und auch Darkrooms. Dazu zählen für mich auch Separees mit beiden Optionen. Es muss viele Räume für 2 bis 3 Personen geben, damit Privatsphäre und Rückzug genossen werden können. Ich habe schon Partys gesehen, wo durch große Laken alles getrennt wurde. Auch eine nette Idee mit der richtigen Crowd.
Ich spiele am liebsten mit Körperpositionswechsel. Das heißt, dass eine Bodenmatte mit freier Wand daneben perfekt ist. Ich will sowohl jemanden wie Beute umkreisen können, als auch mit vollem Körperkontakt aufliegen. Passiv gilt selbstverständlich das Gleiche. Eine gute Session lebt von Energiewechseln, das sorgt aber auch dafür, dass mich die meisten BDSM-Möbel extrem kalt lassen. Sie sind oft an Stellen platziert, wo es zu dunkel, zu laut oder mitten im Durchgang ist. Mein BDSM ist irgendwie anders, schätze ich.
Mehrere Duschen finde ich wichtig und Toiletten, die vom Trubel abseits sind, braucht es auch. Mit einer Tür davor, die die Gerüche drin hält. Eine Sauna ist optional aber schon echt cool.
Das war es dann auch schon. So viel Anspruch habe ich gar nicht.
Kompliziert, I guess
Tja, was sucht dann nun ein Tierchen wie ich auf einer Swingerparty? Da muss ich wohl etwas ausholen, warum ich mich immer auch als “swinky” gesehen habe. Ich wollte das “alles ist möglich” wohl nie ausklammern. Lasst mich euch im Folgenden von ein paar meiner Ausflüge berichten.
Mein erster Swingerclubbesuch fand in einer primitiven Truckerabsteige in der Nähe von Leipzig statt. Einer dieser Orte, der nur für Menschen mit großem Interesse an Herrenüberschuß oder Gangbang interessant sein dürfte. Ich ließ mich darauf ein, weil ich 2016 einfach mal alles ausprobiert habe. Ich kam aus einer asexuellen Beziehung, habe in dem Jahr einigermaßen überkompensiert und mich in der Sexualität anderer Menschen verloren. Wenn mich dieser Ort eins gelehrt hat, dann dass ich nie wieder so einen Satz wie “Fickt die auch?” über mich gesagt hören will. Ein bisschen ekele ich mich über das, was dort gelaufen ist. Besonders der Typ, der seine Finger aus mir nahm und dann an der Plüschdecke abwischte, anstatt ein Tuch zu nehmen, zählt da besonders rein. Aber nun gut.
Einen Club später sitzen wir im Videoraum, wo vor uns ein Porno läuft. Genauer gesagt eine College-Party, wo auch ein Clown dabei ist. Die Bilder haben sich in mein Hirn gebrannt. Irgendwann stupst mich ein Penis durch die Rückwand an. Ich hatte nichtmals gemerkt, dass da ein Loch ist. Ich lache und weiß gar nicht wirklich, was ich jetzt damit tun soll – Stimmung ist jedenfalls keine da.
Spulen wir ein wenig vor. Der nächste traditionelle Swingerclubbesuch dürfte 2018 gewesen sein. Immerhin eine Bi-Party. Überall Leute in Badelatschen, Schlüpfern und billigen Kleidchen. Ich trage ein süßes Schwarz/Weißes Outfit mit Strapsen. Mein Mann rockt sogar Hemd, Krawatte und Anzughose. Overdressed sein ist nie ein Problem für mich – ich liebe es sogar.
Wir landen irgendwann oben auf einer dieser Spielwiesen, wo man nicht weiß, wo der Raum beginnt und endet. Ich liege auf dem Rücken und drei/vier Dudes um mich herum. Mein Mann ist mit dabei. Er erzählte mir später, dass er dissoziiert ist. Der Anblick war für ihn so surreal. Und dabei war er doch die treibende Kraft für Swingerclubs, da er sie als Solomann immer gerne frequentiert hat. Von mir hat er den Nicknamen “Machine” auch nicht umsonst erhalten.
Irgendwer hat mir hier auch an die Brust gefasst – stimmt, es gab kein Gespräch darüber, dass ich das überhaupt nicht mag. Gut, da gibt es auch nichts zu fassen, also ist die Hand auch sofort wieder weg. In der gleichen Szene will mich auch ein Dude lecken, was ich als Seestern, sprich auf dem Rücken liegend, absolut furchtbar finde. Lecken mag ich nur als Dom oder 69, wenn ich oben liege. Keinerlei Konversation über irgendwas, in der Situation nix gesagt, sondern ausgehalten. Tja, das gute alte Thema, nech?
Auf einer anderen Party hörte ich aus dem Nebenzimmer Quiekgeräusche. Ich war super happy und dachte "oh, macht da jemand Petplay und sie ist ein Schweinchen?” Erst viel später merkte ich, dass hier eine Menge Franzosen waren und sie wohl “oui, oui, oui” gesagt hatte. Uff, war ich enttäuscht, aber nun amüsiert diese Situation ganz viele Bekannte.
Auf der gleichen Party haben Leute den Raum verlassen, weil mein Mann mir ein bisschen den Hintern geklatscht und auch meine Oberschenkel mit Faustschlägen geküsst hat, wodurch ich als natürliche Reaktion lachen musste. War halt der SM-Raum, dachte ich?
Ein paar Clubbesuche später treffen wir ein nettes Paar und der Abend verläuft etwas anders. Sie steht auf Gruppensex und viele Männer. Schön – lässt sich arrangieren. Ich drifte völlig weg, als jemand seine Hand auf meine legt, während die Finger von jemand anderem in mir sind. Nicht, dass vorher mal ein Wort gewechselt worden wäre, ob ich Fingern mag. Kudos an meine weiblichen Spielpartnerinnen, die es besser wussten und auch mit ihren Fingern besser umgehen konnten.
Jedoch die fremde Hand auf meiner – das war intim. Das hat mich gekillt. Es gibt Zonen, die ich an meinem Körper nicht “ausstellen” kann, selbst wenn ich dissoziiere. Das sind meine Hände und Füße. Intim ist im Zweifel nicht das, was ihr erwartet.
Uff, und nun?
So viel zu einigen erlesenen Bruchstücken aus meinen Swingerclub-Ausflügen. In der Retrospektive hat keiner dieser Clubbesuche funktioniert. Es gab immer Übergriffigkeiten, ausgeblendete Gefühle oder irgendwas, das sich nicht richtig angefühlt hat. Und ich irgendwo zwischendrin, unfähig zu kommunizieren. Richtig schlechter Nährboden für eine gute Sexualität.
Vielleicht war ich es von meinen vielen weiblichen und queeren Partner:innen auch einfach zu sehr gewöhnt, dass sie meine Signale lesen können und intuitiv wissen, wie mein Körper angefasst werden möchte. Genauso haben alle sich immer gut informiert und fortgebildet. Und nicht auf einer oberflächlichen selbstherrlichen Ebene, um mit Selbstverbesserung zu prahlen, sondern wirklich ehrlich.
Ich freue mich also über jede Person, die es liebt, nicht kommunizieren zu müssen und für die absolut jede Berührung einfach nur geil ist. Ich gehöre nicht dazu. Ich brauche alles auf ganz bestimmte Art und Weise. Deshalb bin ich lieber aktiv und leide still darunter keine Erfüllung meiner passiven Wünsche zu erfahren. Da kommt viel Traurigkeit hoch.
Das lässt sich in diesen Clubs nicht finden.
Es lässt sich auch nicht mit diesen Menschen finden. Du kannst sie auch nicht verändern, in zig Workshops jagen oder ihren Horizont erweitern. Das kostet einfach zu viel Kraft und es ist auch nicht meine/unsere Aufgabe. Sie müssen den kleinen Zeh wohl mal selbst in die Pools stecken, die anders sind als das, was sie gewohnt sind. Jedenfalls wenn die Spaltung von sexpositiven und Swingerevents nicht noch größer werden soll.
Also suche ich weiter, bis ich meinen kleinen Kreis weit genug erweitert habe.