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Über das spontane Glücklichsein

  • Beitrags-Kategorie:Identität

Das war gerade ein Dopamin­rausch, wie ich ihn seit Jahren nicht mehr gespürt habe. Um ehrlich zu sein, hatte ich fast vergessen, wie es sich anfühlt, (so) glücklich zu sein.

Irgendwo vor mir tauchte die endlose Bücher­sammlung von Groschen­ro­manen meiner Mutter auf. Sie hat immer Cora” gelesen. My Lady” und Histo­rical” – das war genau ihr Ding. Darin traten Horden von starken Männern auf, die wunder­schöne Frauen auf die unter­schiedlich verwo­bensten Weisen eroberten. Ich gebe zu, dass ich nie über den Rücksei­tentext dieser Bücher hinauskam, da die Geschichten mir immer zu kitschig und weit hergeholt erschienen. Die Illus­tra­tionen auf dem Titel waren jedoch wirklich schön und mit Liebe zum Detail erstellt. In meinen Teenager-Jahren habe ich mir davon sogar eine als Vorlage für meine Anime-Fan-Zeich­nungen ausgeborgt.

Hier sitze ich nun und freue mir Tränen in die Augen über kitschige Buffy the Vampire Slayer Fanfic­tions. So viel Unter­schied wird zwischen beiden Schrift­er­güssen nicht sein. Vielleicht sind Fanfic­tions sogar noch wesentlich expli­ziter – wenn auch ich immer alles bevorzugt habe, was Sex außen vor lies. Mein Gehirn glitzert durch all die roman­tisch angespannten Momente vor diesen intimen Begegnungen.

Nun frage ich mich, was ich mit der Infor­mation dieses echten Glücks­moment anfange. So ein krasser Dopamin-Schub ist mehr als nur ein Zeichen, dass es mir wirklich Freude bereitet. Und im Umkehr­schluss muss ich feststellen, dass mich der Entzug dieser Romantik einfriert, traurig macht und depressiv werden lässt.

Soll ich mich nun auch wieder in einer fiktio­nalen Serie verlieren und im Roleplay unter­gehen, wie so viele meiner ehema­ligen Freunde und Bekannt­schaften? Irgendwo den Überblick und den Sinn des eigenen Lebens verlieren, zwischen all den Slash-Pairings? Hatte ich nicht extra deswegen weiten Abstand davon genommen? Ich wollte nur noch ich selbst sein oder besser heraus­finden, was das überhaupt bedeutet. Serien nur noch anschauen, mitfühlen und danach nicht weiter Einfluss nehmen lassen. Vor allem wollte ich nie wieder in Fandoms aktiv sein, da dort nur Drama herrscht und es mir meine Gedanken vergiftet hat. Nun weiß ich auch nicht.

Die letzten Jahre habe ich mich immer massiv begrenzt, weil ich meine roman­ti­schen Wünsche für absolut bezie­hungs­tor­pe­dierend hielt. Und auch für mehr oder weniger absichtlich nicht zu Ende gedacht”. Denn wie soll das funktio­nieren? Immer wieder mit Menschen roman­tisch verwi­ckeln und trotzdem niemals eine Beziehung eingehen? Oder ist es möglich, mit den gleichen Menschen für immer roman­tisch zu sein? Aber eben die Art von distan­zierter Romantik der Geschichten, die ich liebe – you know? Das Drama braucht es dazu gar nicht, das Knistern sehr wohl. Und irgendwas mit Vampiren für den Kink – haha…

Da ist auch noch der Gedanke, dass sicher irgendwo ein Therapeut fiepst, ich solle in die hat niemals uncon­di­tional love erfahren” Kiste reingreifen und da irgendwie dran arbeiten. Darf ich ehrlich sein? Bäh klingt das langweilig. Ich habe es jetzt Jahre versucht einfach geliebt zu werden. Ist echt langweilig, ruhig und unerfüllend, sag ich euch. Aber das intel­lek­tuelle Zerdenken bringt halt auch einfach gar nichts. Kann ich beides haben? Uncon­di­tional love und Romantik durch Distanz? (Und Vampire, vergessen wir die Vampire nicht 😂)

Und die Conclusion?

Hm. Während ich das hier tippe, habe ich jedes Mal das Wort romatisch” geschrieben, also das n” vergessen. Das Wort scheint es nicht zu geben und nun frage ich mich, ob ich auch etwas Wesent­liches vergesse.